Der treulose Herr Krah

Screenshot: Homepage der EP-Fraktion “Identität & Demokratie

Der OB-Kandidat für die AfD, Maximilian Krah, wurde von seiner Fraktion im Europaparlament „Identität & Demokratie“ für sechs Monate suspendiert. Er verliert damit sein Rederecht im EU-Parlament, Zugriff auf Finanzmittel, sowie das Recht an Ausschüssen und Fraktionsveranstaltungen teilzunehmen. Grund für die Suspendierung war „grob fraktionsschädigendes Verhalten in Form der wiederholten Verletzung von Treue- und Loyalitätspflichten“, wie die Pressemeldung der I&D-Fraktion verkündet.

Krah habe öffentlich Sympathien für die französische Rechtsextreme Marion Maréchal geäußert, eine Gegnerin von Fraktionskollegin Marine Le Pen. Diese Unterstützung hätte Folgen auf den Wahlkampf in Frankreich haben können. Dann folgte der Ausschluss. Nach Informationen eines AfD-Mitgliedes kam es danach bereits zu einer peinlichen Szene, bei der AfD-Delegationschef Nicolaus Fest seinen Parteigenossen Krah in aller Öffentlichkeit angebrüllt habe, weil dieser trotz Ausschluss vorhatte, an einer Fraktionsveranstaltung teilzunehmen.

Gerade einmal eine knappe Woche ist es her, dass Krah sich erfolgreich in den Bundesvorstand der AfD wählen lies. Ohne Gegenkandidaten wurde er mit 75% Ja-Stimmen zum 4. Beisitzer gewählt. Nun bekommt die Wahl ein Geschmäckle. Denn Krah ist bereits seit dem 5. April offiziell suspendiert. Und auch auf die Kandidatur zum Oberbürgermeister von Dresden wirft die Suspendierung einen Schatten. In der Pressemeldung ist die Rede von einer absichtsvollen Vertuschung des Vorgangs:

Die Entscheidung über die Suspendierung wurde bis jetzt vertraulich behandelt, um die Wahlen in Dresden und Frankreich nicht zu gefährden. Der Bundesvorstand der AfD war informiert.“

Jene Partei, die sich seit Jahren „Mut zur Wahrheit“ auf die Fahne schreibt, nimmt es mit der Wahrheit offenbar nicht so genau, wenn es ihre eigenen Vorgänge betrifft. Damit dürfte Kandidat Krah im Bewerberfeld ganz weit vorne liegen – in der Kategorie Scheinheiligkeit.

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